Bereits seit fünf Jahren besucht und begleitet Ilse Mannhard aus Leuzigen die Kinder, die im indischen Hyderabad eines unserer Schulprojekte besuchen und gemeinsam in einem Wohnheim leben. In dieser Zeit teilt sie ihren Alltag, lebt mit ihnen und den Ayas, den Betreuerinnen der Kinder. Sie selbst hat bis vor wenigen Jahren in Zürich im Bereich der medizinischen Pflege gearbeitet, nun, im Ruhestand, macht sie etwas, „das ich schon immer machen wollte: Cleft-Kindern helfen.“ Doch der Weg dahin war lang - nicht nur der geographische, auch der zu den Kindern selbst: „Als ich zum ersten Mal nach Hyderabad kam, war das Wohnheim der Kinder viel kleiner als jetzt, da habe ich ausserhalb der Stadt gewohnt. Ich bin um 4:30 Uhr aufgestanden und zu den Kindern gefahren, um da zu sein, wenn sie aufwachen, um mit ihnen Yoga zu machen und zu frühstücken. Ich bin geblieben, bis sie in die Schule mussten. Den Tag über versuchte ich mich in der Stadt umzusehen, aber das war ein einziger Kultur- und Klimaschock.“ Erst mit dem Umzug in das neue Wohnheim konnte sie näher bei den Kindern sein. Der kulturelle Austausch, erzählt sie, ist dabei für die indischen Kinder ein ganz faszinierender Aspekt: „Die meisten Dinge, die für uns selbstverständlich sind, sind den Kindern vollkommen fremd. Unser Umgang mit materiellen Dingen zum Beispiel, die Sicherheit, an die wir gewöhnt sind. Viele dieser Kinder sind weitaus kindlicher als Kinder im selben Alter bei uns. Andererseits sind sie unglaublich diszipliniert und ehrgeizig. Ihr Schulalltag ist streng und straff organisiert, da bleibt zum Spielen oder für Freizeit nicht viel Raum. Aber sie scheinen das gar nicht so zu empfinden, sie lernen mit grosser Freude. Nicht zuletzt, glaube ich, weil ihnen schon in so jungen Jahren bewusst ist, dass sie hier eine Chance bekommen, die kaum ein anderes Kind ihres sozialen Status‘ bekommt.“ Für die Zukunft hat Ilse Mannhard nur einen Wunsch: „Ich möchte weiterhin bei den Kindern sein und ihnen ein Stück einer Welt vermitteln, die sie noch nie gesehen haben. Und möchte andererseits viel aus ihrer Welt erfahren. Natürlich werde ich auch nicht jünger, und jede Reise ist für mich eine grosse Investition, für die ich auf andere Dinge verzichten muss. Aber die Entwicklung der Kinder zu sehen, ist es wert. Mein Indien liegt mir am Herzen.“